Nadav Kander

»Ich interessiere mich nur für Landschaften, die die menschlichen Einwirkungen zeigen, nicht für malerische Bilder schöner Landschaften«: In seiner 2009 mit dem renommierten Fotopreis Prix Pictet ausgezeichneten Serie Yangtze – The Long River spürte Nadav Kander den einschneidenden Veränderungen der Uferlandschaften des mächtigsten Flusses in China nach, dokumentierte an seinem Beispiel den unaufhaltsamen Wandel des Reichs der Mitte hin zu einem modernen Industriestaat und zeigte auf bewegende Weise auf, wie das Land im Namen des Fortschritts die Traditionen einer jahrhundertealten Kultur auslöscht und dabei Mensch und Natur tief erschüttert. »Wie kann man so verwurzelt mit einem Land sein und es dennoch so rücksichtslos vorantreiben und neu erfinden?«, fasste Kander selbst seine Eindrücke über die sozialen und ökologischen Folgen der Modernisierung Chinas in Worte.


Auch in seiner neuen Serie Dust führt uns Nadav Kander die Verletzlichkeit unserer Welt, den Schaden durch Menschenhand vor Augen: etwa in den Fotografien der militärischen Sperrbezirke von Priosersk und Kurtschatow, in denen – teils inmitten der ahnungslosen Bevölkerung – Langstreckenraketen beziehungsweise Atombomben gezündet wurden. Der Macht des Faktischen setzt Kander in unserer Edition Hatje Cantz eine poetische Bildsprache entgegen: Die zurückgenommene Arbeit Priozersk XIV (I was told she once held an oar) des Meisters der leisen Töne strahlt eine große Ruhe aus.