Kerstin Drechsel

NEIN, daily Vol. 3, 2011

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Aquarell auf Papier (Clairefontaine, 360 g), mit signiertem Buch Blattmaß 24,00 x 32,00 cm Signiert Edition von 21 21 Originale sind erhältlich


Die unkonventionellen Malereien der Berliner Künstlerin Kerstin Drechsel (*1966 in Reinbek bei Hamburg) hinterfragen die gesellschaftlichen Normen, dominanten Schönheitsbegriffe, Rollenmuster und Intimitätsvorstellungen des heutigen Großstadtlebens. Das künstlerische Augenmerk gilt dem Ich und seiner Identität, die im öffentlichen Kontext ins Raster der Konventionen gezwängt und erst in der Privatsphäre wieder frei werden. Eine gewisse Härte des Sujets kommt subtil im Gewand wasserfarbengleicher Oberflächen und Materialien daher. Ob in Öl und Bleistift oder Acryl und Eitempera auf Leinwand sowie als Siebdruck auf latexbeschichtetem Stoff – stets verleiht der Aquarelleffekt den Bildern ihre charakteristische Sinnlichkeit und Gelöstheit ohne zur Weichzeichnung zu verkommen.
 
Das Spannungsverhältnis zwischen den provokativen Motiven und deren sanfter Erscheinung auf dem Bildträger zeigt sich besonders eindrücklich in der Collector’s Edition von Kerstin Drechsel. Eine Serie von 21 Originalen entfaltet einen Bilderkosmos, in dem die Unschärfe des Aquarells ebenso Reiz und Verlockung wie strategische Dekonstruktion bedeuten kann. Die leuchtend sanfte Farbigkeit der Bilder wirkt unmittelbar als stoffliche Schönheit und zieht den Blick kraftvoll ins Bild hinein. Zugleich aber wirft die Künstlerin den Betrachter auf eine kritische Haltung gegenüber den nach Transparenz, Präzision und Tiefenschärfe heischenden Bildern der Medienwelt zurück. Jedes einzelne Motiv kann als Appell gesehen werden, das scheinbar Selbstverständliche im sozialen Zusammenspiel und insbesondere das Rollenverhältnis der Geschlechter sowie die Abbildung der Realität im Allgemeinen zu hinterfragen.
 
NEIN, daily Vol. 3 thematisiert verschiedene Formen des Protests, die mehr oder weniger sichtbar von vordergründiger Protestmode über unangepassten Kleidungsstil oder Einrichtungsgeschmack bis hin zu versteckten Hinweisen auf die männlich bzw. weiblich konnotierten Gesten, Zeichen und Gegenstände des Alltags reichen. Wie in einer schriftlichen Notation des Tagebuchschreibens, so erscheinen auch die seriellen Aquarelle der Künstlerin als schnell dahin geworfene, blitzartig eingefangene Momente und Gedanken. Doch der flüchtige Pinselstrich täuscht, die Leichtigkeit der Bilder lässt tief blicken analog zum Tagebucheintrag, der, ohne zu wollen, immer auch verweist auf eine umfassende Welt der Ansichten, Wahrheiten, Gefühle und Wünsche.
 
Die Aquarelle greifen mitunter Motive aus vorherigen Ölbildern oder Zeichnungen auf und entstehen oft über längere Zeiträume hinweg. Trocknungsflecken und Malspuren werden bewusst und mit subversiver Lust in die Kompositionen eingebunden, so dass die Malerei als Medium selbst jenseits des Abgebildeten sichtbar und thematisiert wird. Die Befragung der Konventionen stellt sich angesichts dieser unkonventionellen Malweise also auch in künstlerischer Hinsicht – ebenso beiläufig, scheinbar nebenbei, lässig.